Wie Sie sich in einer von Robotern dominierten Arbeitswelt durchsetzen
Seit einigen Jahren lesen wir alle paar Monate über neue Möglichkeiten, wie Roboter und Maschinen die Arbeitswelt von morgen komplett verändern werden. Firmen auf der ganzen Welt zeigen Ihre Prototypen von sprechenden Robotern, die beim Haushalt, im Supermarkt, bei der Altenpflege, in der Unterhaltung und in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens schon im Einsatz sind.
Im B2B-Bereich (Business-to-Business) sieht es nicht anders aus. Manche nennen es die „Digitale Revolution“, Industrie 4.0 (Deutschland) oder Industrie 2025 (Schweiz). Sowohl im B2C (Business-to-Consumer) als auch im B2B-Bereich hören wir eine Frage, und sie lautet: Welche Arbeit können wir Menschen noch erledigen?
Das ist eine spannende und berechtigte Frage. Die Antworten darauf sind vielfältig, und viele Berichte, Analysen (von sogenannten Experten) und Meinungen sind besorgniserregend. Alle sind sich einig, dass bei dieser industriellen Revolution nun besonders Büro-Arbeitsplätze bedroht sind. Architekten, Bankangestellte, Börsenanalysten, Ärzte, Pflegeangestellte oder Softwareprogrammierer, unter anderem, werden davon betroffen sein. Gleichzeitig sind sich viele Experten einig, dass auch in der „New Economy“ viele Jobs entstehen werden, die wir heute noch nicht haben.
Anstatt sich den Kopf darüber zu zerbrechen, welche Jobs verschwinden und welche neu entstehen werden, widmeten sich andere Denker der Frage: Was brauchen wir als Experten, damit wir uns in der „New Economy“ behaupten können?
Cal Newport ist ein junger Professor an der Universität in Georgetown in den USA. Er hat sich in seinem Bestsellerbuch „Deep Work“ genau diese Frage gestellt und kommt zu dem Ergebnis, dass wir hauptsächlich zwei Fähigkeiten unbedingt brauchen, um in der „New Economy“ zu bestehen.
1. Die Fähigkeit, schwierige Aufgaben zu bewältigen
Es sind sicherlich nicht die einzigen Kompetenzen, die in einer „New Economy“ zum Erfolg führen würden. Das gibt der Autor selbst zu. Aber in einer Welt, wo jeder ständig und immer erreichbar ist und sein will, können niemals hervorragende Arbeit geleistet und schwierige Aufgaben bewältigt werden. In der heutigen Welt, wo jeder daran gemessen wird, wie oft und wie viel er oder sie sich auf Facebook äussert, tweetet und Meldungen schreibt, fehlt jedem von uns die nötige Konzentration und der Fokus, um seine (normale Routine-) Arbeit zu erledigen, geschweige denn mit Robotern zu konkurrieren.
Cal Newport bezieht sich auf Studien und Forschungsarbeiten, sowohl aus der Psychologie als auch aus der Neurowissenschaft, um seine These zu unterstreichen. Diese Studien belegen, dass die besten Experten in einem bestimmten Feld eines gemeinsam haben: Ihre Aufmerksamkeit ist voll auf eine einzige Fähigkeit, die sie ständig verbessern wollen oder ein Thema, das sie beherrschen wollen, fokussiert. Dies nennen die Experten „Deliberate Practice“ (auf Deutsch in etwa „intensives und bewusstes Üben“).
Die Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft belegen zudem, dass durch Deliberate Practice die Zellen in unserem Gehirn viel schneller und unbeschränkter arbeiten. Wenn wir voll konzentriert an der Entwicklung einer Fähigkeit arbeiten, bildet sich um die Neuronen in unserem Gehirn eine Substanz mit dem Namen Myelin, die dafür sorgt, dass die Zellen in unserem Gehirn schneller und unbeschränkter „schiessen“. Die Quintessenz ist: Um ein Experte in Ihrem Fachgebiet zu sein, müssen Sie gut „myelinisiert“ sein.
2. Die Fähigkeit, hervorragende Arbeit in Bezug auf Qualität und Geschwindigkeit zu leisten
Die grösste Illusion unserer Zeit ist der Glaube, dass wir in der Lage sind, ohne Probleme im Multitasking-Modus zu arbeiten. Wir arbeiten an unseren täglichen Aufgaben, beantworten E-Mails, chatten mit Freunden auf Twitter, Facebook, WhatsApp, beantworten Telefonanrufe, sehen uns YouTube-Videos an, sitzen stundenlang in Meetings rum und wundern uns am Ende des Tages, warum wir keine Fortschritte bei unseren Vorhaben erzielt haben.
Cal Newport erzählt die erstaunliche Erfolgsgeschichte des renommierten Professors Adam Grant. Grant ist ein Bestsellerautor (er hat das Buch „Give and Take“, ein New York Times Bestsellerbuch, geschrieben) und der jüngste Professor aller Zeiten an der Universität von Wharton, USA. Gefragt nach seinen Arbeitsmethoden sagte Grant, dass er zu bestimmten Zeiten, in denen er qualitativ hochwertige Forschungsdokumente schreiben will, sich in sein Arbeitszimmer einschliesst. Auf seiner Mailbox kommt eine Abwesenheits-Meldung, und er arbeitet bis zu vier Tagen lang voll konzentriert an seinem Bericht. Manche Kollegen sagen ihm, dass sie ihn gerade kommen sehen, und trotzdem lässt er keine Ablenkung zu.
Diese Zeiten der völligen Isolation von der Aussenwelt kennen wir auch von anderen erfolgreichen Geschäftsleuten wie Bill Gates.
Ich habe das Buch von Cal Newport genossen. Die Quintessenz dieses Bestsellerbuchs ist: Tiefes, ungestörtes Arbeiten, wie der Autor es nennt, ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die jeder von uns beherrschen muss, wenn wir in einer Welt voll von Robotern, und in welcher Outsourcing an Billiglohnregionen auf der Tagesordnung steht, um unseren Platz unter den Besten in unserem Feld halten wollen.
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Dieser Artikel wurde in den Freelancer-Schweiz-News 01/2018 veröffentlicht.