Sind globale Plattformen der Gig-Economy wirklich günstiger?
In den letzten Jahren hat sich die Gig-Economy sehr schnell entwickelt und als Alternative zum normalen Arbeiten etabliert. In der Schweiz ist dies zwar noch nicht sehr weit verbreitet, aber manche Experten erwarten, dass in der Zukunft immer mehr Arbeitnehmer auf Auftragsbasis arbeiten werden. Wie schnell das gehen kann, haben Uber, Airbnb und andere vorgemacht.
Besonders globale Plattformen bieten vielen Kleinstunternehmen mit limitierten finanziellen Ressourcen die Möglichkeit, bei kleinem Budget Kleinaufträge zu erledigen. Einige Beobachter der Freelancerszene hierzulande haben sogar behauptet, dass die hiesigen Freischaffenden auf Grund der Preiskonkurrenz aus Asien chancenlos sind. Auf den ersten Blick scheint die Konkurrenz aus Asien sehr stark zu sein, zumindest auf dem Papier.
Wenn man die Kompetenzen der Freelancer hierzulande mit denen aus Fernost schriftlich vergleicht, merkt man oft keinen Unterschied. Kunden, die Projektaufträge zu vergeben haben, schreiben ihre Projekte aus und erhalten viele Preisangebote für die Realisierung ihres Vorhabens. Die Auswahl scheint für die Auftraggeber sehr einfach zu sein, denn sie entscheiden sich fast ausschliesslich über den Preis.
In der letzten Zeit merken immer mehr Auftraggeber aus der Schweiz, dass ihre Entscheidung falsch war, sich nur an dem Preis zu orientieren. Oft zieht der erzielte Kostenvorteil hohe Einbussen bei der gelieferten Arbeitsqualität nach sich. In den Diskussionen mit meinen Kunden und Bekannten höre ich Geschichten, die ich eigentlich gar nicht erwartet habe.
Ein Kunde erzählte mir davon, wie ein Freelancer ein Programm geschrieben habe, ohne den Programmablauf zu dokumentieren. Der Freelancer hat sich aus der Plattform abgemeldet und steht nicht mehr zur Verfügung. Als der Kunde das Programm ändern wollte, wusste er nicht mehr, was der Freelancer gemacht hat.
Ein anderer Kleinunternehmer wollte sein Programm erweitern. Der Freelancer sagte ihm, dass das Programm neu entwickelt werden müsse, weil er die Applikationen nicht skalierbar konzipiert habe. Und ein Freund von mir erzählte mir, wie er einen Flyer von einem Inder designen liess. Als er den Flyer nach dem Drucken in der Hand hielt, konnte er seinen Augen nicht trauen. Die Auflösung war sehr schlecht und der Flyer unbrauchbar. Er musste die Kosten für das Drucken tragen und hat am Ende einen Grafiker aus der Schweiz mit der Aufgabe beauftragt.
Es gibt unendlich viele solcher Geschichten und es ist eine Illusion, zu glauben, dass das Verständnis für Qualität bei den Asiaten dasselbe ist wie hierzulande. Und genau hier liegt die Stärke hiesiger Freiberufler. Nur durch Qualität sind sie in der Lage, mit den Billiganbietern aus Asien mitzuhalten.
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Dieser Artikel wurde in den Freelancer-Schweiz-News 10/2018 veröffentlicht.