Warum du als Auftraggeber immer wieder enttäuscht wirst, und wie du bessere Freelancer findest
Schon wieder einer, der in Woche 3 abtaucht. Der nächste sagt ab, weil „plötzlich was dazwischenkam“. Und der dritte? Hat dich einfach nicht verstanden.
Kommt dir bekannt vor?
Vielleicht denkst du irgendwann: „Bin ich zu wählerisch? Oder einfach nur schlecht im Auswählen?“ Kein Wunder – zwischen Kundenterminen, vollen Postfächern und wachsenden To-do-Listen bleibt oft keine Zeit, genauer hinzuschauen. Hauptsache, jemand übernimmt den Job – denkt man.
Aber genau hier liegt der Denkfehler.
In diesem Artikel geht’s um einen Grund, den viele übersehen – und wie du mit kleinen Veränderungen deutlich bessere Leute ins Boot holst.
1. Du suchst nach Skills – statt nach Haltung
Die meisten scannen Lebensläufe wie Checklisten: Adobe? Check. SEO? Check.
Aber was bringt dir der beste Lebenslauf, wenn der Mensch dahinter sich nicht kümmert? Keine Rückfragen, keine Eigeninitiative, kein Mitdenken. Nur exakt das, was du gesagt hast – nicht mehr, nicht weniger.
Stell dir vor, du engagierst einen Koch, der technisch alles auf den Punkt kann – aber keine Ahnung hat, wann ein Gast unzufrieden schaut.
Haltung zeigt sich nicht im Portfolio. Sondern im Zwischen-den-Zeilen. In der Mail, im ersten Call, in der Art, wie jemand zuhört.
2. Du schreibst perfekte Briefings – aber keine echten Probleme
Du schreibst auf, was gemacht werden soll. Genau, konkret, detailliert. Klingt vernünftig, oder? Ist es auch.
Nur: Was du brauchst, ist nicht ein Umsetzer. Sondern jemand, der versteht, warum du das willst. Und was passiert, wenn’s nicht klappt.
Wenn du schreibst: „Wir brauchen neue Texte für unsere Webseite“, ziehst du Texter an.
Wenn du schreibst: „Wir verlieren Kunden, weil unsere Webseite nicht klar macht, was wir eigentlich tun“, ziehst du Problemlöser an.
Und ja – das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
3. Du bist zu nett – und zu unklar
Du willst nicht wie ein Boss aus der Hölle wirken. Verständlich.
Aber weichgespülte Briefings, bei denen alles offen ist, bringen Chaos. Und Missverständnisse. Und irgendwann denkst du: „Wieso versteht mich niemand?“
Klare Worte sind kein Mangel an Freundlichkeit. Sie sind ein Zeichen von Respekt.
Gute Freelancer wollen wissen, woran sie sind – und was sie liefern sollen. Sag, was du brauchst. Nicht, was vielleicht gut wäre.
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4. Du ignorierst die Signale im ersten Gespräch
„Hat sich gut angehört“ reicht nicht.
Wenn jemand spät zum Erstgespräch kommt, keine Fragen stellt oder sich rauswindet, sobald’s konkret wird – ist das kein Zufall. Das ist ein Vorgeschmack.
Du musst kein Profi-Psychologe sein. Einfach zuhören. Beobachten. Fragen stellen. Und bei einem flauen Gefühl: lieber absagen als sich reinquälen.
5. Du gibst die Auswahl unbewusst aus der Hand
Oft läuft’s so: Der Freelancer überzeugt dich mit schönen Worten. Du nickst. Und merkst erst später, dass du gar nicht geprüft hast, ob’s wirklich passt.
Du warst Zuschauer – nicht Entscheider.
Dreh den Spieß um. Frag dich:
Würde ich mit dieser Person auch an einem richtig stressigen Montagmorgen zusammenarbeiten wollen?
Wenn die Antwort nicht sofort „Ja“ ist – Finger weg.
Zeit für einen Perspektivwechsel
Vielleicht sitzt du gerade da und denkst dir: „Klingt alles logisch – aber ehrlich, ich hab weder die Zeit noch die Nerven, bei jedem neuen Projekt den perfekten Freelancer rauszufiltern.“
Verständlich. Wenn du ständig Löcher stopfst und nebenbei noch das Tagesgeschäft wuppen musst, fehlt oft der Raum zum Nachdenken.
Hauptsache, irgendwer macht’s.
Aber genau das ist der Punkt: Irgendwer reicht nicht mehr.
Wenn du dir Teams wünschst, die mitziehen – nicht ausbremsen.
Wenn du wieder Projekte willst, die dich stolz machen – statt dich nachts wachzuhalten.
Dann brauchst du Menschen, die mitdenken, mitlenken und mitverantworten.
Nicht mehr Skills. Mehr Haltung.
Nicht mehr Auswahl. Mehr Klarheit.
Nicht mehr Glück. Mehr Struktur.
Du bist nicht zu wählerisch.
Du hast nur bisher zu wenig verlangt – und zu viel gehofft.
✅ Fünf Fragen, bevor du den nächsten Freelancer buchst
1. Zeigt diese Person in der ersten Mail oder im Gespräch echte Eigenverantwortung?
2. Versteht sie nicht nur was, sondern auch warum wir etwas machen?
3. Habe ich die Briefing-Aufgabe als Problem beschrieben – oder nur als Task?
4. Gab es im Gespräch Signale, die mich gestört haben (und habe ich sie ernst genommen)?
5. Würde ich mit dieser Person auch Montagmorgen um 08:00 Uhr im Krisenmodus arbeiten wollen?
Fazit: Hol dir die Leute, die du verdienst
Stell die richtigen Fragen. Sag, was Sache ist. Erkenne die Signale. Und schau hin, bevor du unterschreibst.
Denn das ist nicht nur smarter –
es ist der Anfang von Teams, die dich entlasten statt erschöpfen.
Von Projekten, bei denen du abends denkst:
„Genau so soll’s laufen.“
Let’s raise the bar.
Über den Autor
Name: Amor Dhaouadi
Kurzbeschreibung:
Amor ist dein Partner und Helfer, wenn du mehr Erfolg im Beruf und im Geschäft haben willst.
Gibt Orientierung bei komplexen Entscheidungen in Vertrieb, Marketing und Strategie.
Unterstützt Solopreneure und Unternehmer dabei, Klarheit zu gewinnen, Potenziale zu erkennen und wirkungsvolle Schritte umzusetzen.
Der Fokus: praxisnahe Impulse, die Wachstum fördern – persönlich, unternehmerisch und strategisch.
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Dieser Artikel wurde in den Freelancer-Schweiz-News 08/2025 veröffentlicht.



