Schweizer Freelancer aufgepasst: Diese 5 Rechtsfallen ruinieren deine Reputation
Du arbeitest seit Monaten für denselben Kunden. Alles läuft rund – bis plötzlich ein Brief der AHV im Briefkasten liegt.
Verdacht auf Scheinselbstständigkeit.
Und plötzlich geht es nicht mehr um Deadlines oder Projekte, sondern um Nachzahlungen, Bussen – und deinen Ruf.
Was vielen nicht bewusst ist: Schon kleine Unachtsamkeiten können grosse rechtliche Folgen haben – besonders in der Schweiz, wo Selbstständigkeit streng geprüft wird.
Wer frei arbeiten will, muss auch rechtlich auf sicheren Beinen stehen.
Hier sind die 5 häufigsten rechtlichen Risiken, die deine Reputation gefährden können – und wie du sie clever vermeidest.
1. Scheinselbstständigkeit – der grösste Stolperstein
Das grösste Risiko für Freelancer in der Schweiz heisst Scheinselbstständigkeit.
Sie liegt vor, wenn du zwar als Freelancer auftrittst, aber in Wahrheit wie ein Angestellter arbeitest – etwa wenn du dauerhaft für denselben Auftraggeber tätig bist oder dessen Weisungen zu Zeit, Ort oder Inhalt befolgst.
→ Was passiert dann?
Die AHV kann rückwirkend entscheiden, dass du in Wahrheit unselbstständig bist. Die Folgen:
- Nachzahlungen für AHV, IV und EO über mehrere Jahre
- Verlust von Versicherungsansprüchen
- mögliche Bussen
- und ein massiver Reputationsschaden
Mini-Check: Bin ich scheinselbstständig?
Wenn zwei oder mehr Punkte auf dich zutreffen, solltest du dein Risiko prüfen.
- Mehr als 75 % meines Umsatzes stammen von einem einzigen Auftraggeber.
- Mein Auftraggeber bestimmt meine Arbeitszeit oder meinen Arbeitsort.
- Ich nutze überwiegend die Infrastruktur des Auftraggebers.
- Ich trage kein unternehmerisches Risiko (z. B. keine Nachbesserungen auf eigene Kosten).
2. Fehlerhafte Verträge – wenn dein Auftrag plötzlich ein Arbeitsverhältnis wird
Viele Freelancer unterschreiben schnell, um loszulegen – und übersehen, dass ihr Vertrag zu vage formuliert ist.
Doch unklare Vereinbarungen können dazu führen, dass dein Auftrag nachträglich als Arbeitsverhältnis gilt.
Das bedeutet:
- Anspruch auf Lohnfortzahlung bei Krankheit
- Pflicht zu Ferienersatz
- Nachzahlungen für Sozialversicherungen
Ein sauber formulierter Vertrag, der deine Eigenverantwortung, dein Unternehmerrisiko und deine Unabhängigkeit klar festhält.
→ Lade dir hier unseren Mustervertrag für Freelancer herunter – kostenlos und rechtssicher.
→ Tipp:
Definiere immer Leistungsumfang, Verantwortlichkeiten, Zahlungsmodalitäten und Rechte an Arbeitsergebnissen. Das schützt beide Seiten – und spart im Streitfall Nerven und Geld.
3. Steuern & Sozialversicherungen – die unterschätzte Pflicht
Wer frei arbeitet, trägt auch die volle Verantwortung für seine Finanzen.
Und genau hier passieren die meisten Fehler.
Spätestens bei CHF 100 000 Umsatz bist du mehrwertsteuerpflichtig.
Seit 2025 gelten neue Schwellenwerte – wer sie ignoriert, riskiert Bussgelder und steuerliche Nachzahlungen.
Auch bei der AHV- und SVA-Meldung gilt: Wer sich zu spät oder unvollständig registriert, verliert im Zweifel seinen Anspruch auf Leistungen und muss zusätzlich Strafzinsen zahlen.
Praxistipp:
Nutze digitale Buchhaltungstools wie RunMyAccounts, Bexio oder Klippa.
Sie helfen dir, MWST, Abzüge und Fristen im Griff zu behalten.
Wann hast du das letzte Mal deine MWST- oder AHV-Meldung überprüft?
>> Mehr dazu. Freelancer in der Schweiz – Was du 2025 beachten musst
4. Versicherungslücken – das Risiko, das viele unterschätzen
Viele Freelancer glauben: „Ich bin gesund, das wird schon passen.“
Doch ein Unfall, eine Krankheit oder eine Erwerbsunfähigkeit kann dein Business von heute auf morgen stoppen.
→ Das Problem:
Wer seine Versicherungen falsch einschätzt oder gar nicht anmeldet, steht im Ernstfall ohne Schutz da – selbst wenn jahrelang Beiträge gezahlt wurden.
Und noch schlimmer: Auftraggeber verlieren das Vertrauen, wenn sie merken, dass du nicht abgesichert bist.
Tipp:
Prüfe jährlich deine Versicherungen – insbesondere Krankentaggeld, Berufshaftpflicht und BVG-Ergänzung.
Versicherung ist kein Luxus, sondern Risikomanagement für Profis.
>> Für mehr Infos: Berufshaftpflicht und Versicherungspflichten für Freelancer
5. Reputation & Vertrauen – dein stilles Kapital
Rechtliche Fehler enden selten nur mit Geldverlust.
Sie hinterlassen Spuren – online, in Netzwerken, bei Kunden.
Freelancing lebt von Vertrauen.
Wenn dein Name plötzlich mit einem AHV-Verfahren oder Steuerproblem verbunden ist, wird es schwierig, neue Kunden zu gewinnen.
→ Was hilft?
- Mehrere Auftraggeber haben
- Selbstständigkeit dokumentieren
- Verträge sauber führen
- Einkünfte transparent melden
✅ Was du jetzt konkret tun kannst
- Diversifiziere deine Kundenbasis – arbeite nie nur für einen Auftraggeber.
- Verträge sauber formulieren – nutze den Mustervertrag von Freelancer-Schweiz.
- Melde dich korrekt bei AHV, SVA und MWST an.
- Prüfe deinen Versicherungsschutz jährlich.
- Dokumentiere deine Selbstständigkeit – Rechnungen, Offerten, E-Mails, Projektbestätigungen.
- Bleib informiert – z. B. über das KMU-Portal des SECO.
Sauber zu arbeiten ist keine Bürokratie – es ist dein professioneller Schutzschild.
Fazit
Schweizer Freelancer geniessen Freiheit – aber sie bewegen sich auf anspruchsvollem Terrain.
Wer rechtlich nachlässig ist, riskiert mehr als nur Geld: Er verliert Vertrauen, Glaubwürdigkeit und vielleicht die Basis seiner Selbstständigkeit.
Freelancing ist Freiheit – aber nur, wenn du sie rechtlich absicherst.
Oder einfacher gesagt: Integrität schützt besser als jede Versicherung.
Frage an dich:
Wann hast du zuletzt deine Selbstständigkeit rechtlich prüfen lassen?
Teile deine Erfahrung oder Tipps in den Kommentaren.
Über den Autor
Name: Amor Dhaouadi
Kurzbeschreibung:
Amor ist dein Partner und Helfer, wenn du mehr Erfolg im Beruf und im Geschäft haben willst.
Gibt Orientierung bei komplexen Entscheidungen in Vertrieb, Marketing und Strategie.
Unterstützt Solopreneure und Unternehmer dabei, Klarheit zu gewinnen, Potenziale zu erkennen und wirkungsvolle Schritte umzusetzen.
Der Fokus: praxisnahe Impulse, die Wachstum fördern – persönlich, unternehmerisch und strategisch.
Falls Sie Anregungen haben oder unseren Newsletter abonnieren möchten, können Sie uns hier gerne eine Nachricht hinterlassen:
Dieser Artikel wurde in den Freelancer-Schweiz-News 10/2025 - Bonusausgabe veröffentlicht.



